14. Juni 2025 – dpa

Sicherheit

Mehr Kameras in Bussen, Bahnen und Bahnhöfen

Die Übergriffe im Nahverkehr haben zugenommen, so mancher Fahrgast ist verunsichert. Die Verkehrsunternehmen rüsten Fahrzeuge und Personal mit Kameras aus. Erste Erfahrungen zu Bodycams liegen vor.

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Manchmal reicht die Ankündigung des Einschaltens der Bodycam schon aus, um eine Situation zu entschärfen. (Archivbild), Foto: Henning Kaiser/dpa

In Bussen und Bahnen kommen zunehmend Kameras und Personal mit Bodycams zum Einsatz, um Straftaten zu verhindern oder aufzuklären. Der größte Teil der Linienbusse und Stadtbahnen im Nahverkehr sowie der S-Bahnen und Regionalzüge ist schon mit Kameras ausgestattet, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den großen Verkehrsverbünden und ausgewählten Verkehrsbetrieben ergeben hat.

Bereits etwa 90 Prozent aller S-Bahnen und Regionalzüge sind mit Videotechnik ausgestattet, wie die NRW-Verbünde für den öffentlichen Personennahverkehr auf der Schiene berichten. Künftig soll es diese Technik mit Nachrüstungen in allen Fahrzeugen geben. Zudem sollen cloudbasierte Speichermöglichkeiten einen schnellen Abruf der Daten ermöglichen. Auch Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Thema. Zu prüfen sein werde dabei eine mögliche Früherkennung sicherheitsrelevanter Situationen in den Zügen durch KI-gestützte Analysen.

Die kleinen Kameras direkt am Körper gehören zu den Einsatzmitteln der Sicherheitsteams, die zumeist in Zweierbesetzung in den Zügen und in den Bahnhöfen unterwegs sind und auch Kontrolleure begleiten. Für Zugbegleiter besteht den Angaben zufolge keine generelle Tragepflicht für eine Bodycam. Einige Unternehmen im Schienenbereich bieten ihren Mitarbeitern allerdings Bodycams zur Nutzung beziehungsweise Erprobung auf freiwilliger Basis an.

Auch der Aufnahmebereich der Kameras in den Bussen wird größer, wie das Aachener Verkehrsunternehmen Aseag für seinen Bereich erklärt. «Bisher wurde von den Videokameras nur der Eingangsbereich erfasst. Die Kameras in neuen Bussen können den ganzen Innenraum erfassen», sagte er. Beim Düsseldorfer Verkehrsbetrieb Rheinbahn sind nahezu alle Busse mit Kameras ausgestattet. Im Bereich der Stadt- und Straßenbahnen sind es 70 Prozent. Neue Fahrzeuge würden grundsätzlich ab Werk mit Videoausstattung geliefert.

Pilotprojekte sind im Rheinland zu finden. Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) schafften nach einem Pilotprojekt 45 zusätzliche Bodycams an und verfügen danach nun über 65 solcher kleinen Körperkameras. Bei der Rheinbahn in Düsseldorf startete vor knapp einem Jahr ein einjähriges Pilotprojekt, bei dem ebenfalls 20 Mitarbeiter testweise damit ausgestattet wurden. Sie sind in den Bereichen «Fahrausweisprüfung» sowie «Sicherheit und Service» im Einsatz.

Bodycams tragen in Konfliktsituationen dazu bei, die Laage zu deeskalieren, Übergriffe zu reduzieren und den Schutz der Beschäftigten und Kunden zu erhöhen, wie etwa die KVB berichtet. Teilweise reiche selbst die Ankündigung eines «Einschaltens» der Bodycam aus, um eine Verhaltensveränderung zu erwirken.

Auch im neuen Sicherheitsbericht für den Regionalverkehr in NRW berichten Unternehmen, das Situationen allein schon mit der Androhung des Einschaltens der Bodycam entschärft werden konnten. Fahrgäste seien jedoch häufig irritiert und stellten des Öfteren die Frage, ob man permanent gefilmt werde. Die Teams erklärten dann die Voraussetzungen für den Bodycam-Einsatz, so dass die Fahrgäste diese auch als positiv empfänden, erklärte eine Sicherheitsfirma.

Zur Früherkennung gefährlicher Situationen setzen die Dortmunder Verkehrsbetriebe DSW21 Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes nachts in der Betriebsleitstelle zur Videoüberwachung ein. Ab Mitte des laufenden Jahres sollen dann Mitarbeiter an einem sogenannten Sicherheitsarbeitsplatz auf alle sicherheitsrelevanten Vorkommnisse im Stadtbahnbetrieb reagieren und alle notwendigen Maßnahmen koordinieren. Das Spektrum reiche von Bränden bis hin zum Objektschutz mit Videotechnik, heißt es in dem Sicherheitsbericht.

Die Übergriffe auf Fahrpersonal in Regionalzügen in Nordrhein-Westfalen sind laut dem Sicherheitsbericht stark gestiegen. Im vergangenen Jahr gab es mehr als 1.300 Bedrohungen in Zügen, von denen sich die allermeisten gegen Kontroll- und Sicherheitskräfte richteten. Das ist ein Anstieg um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die Zahl der Körperverletzungen im Regionalverkehr stieg von 823 auf 905 erfasste Taten. Die meisten Taten richteten sich ebenfalls gegen das Kontroll- und Sicherheitspersonal.

Die Videoüberwachung vor allem in kleinen und mittleren Bahnhöfen wurde ausgebaut. Ein entsprechendes Landesprogramm für 100 Bahnhöfe ist fast erfüllt. Die letzten drei Bahnhöfe werden im Laufe dieses Jahres ausgerüstet.

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